Page 66 - Die Göltzschtaler
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64     Die Göltzschtaler           Falkenstein, Ellefeld, Auerbach, Rodewisch – Die Göltzschtalregion zeigt Stärke




             Wie sah sie wohl aus, unsere alte Stadt?          Mittelpunkt der städtischen Gemeinschaft war der Markt.

                                                               An seiner Nordseite stand das massiv errichtete Rathaus,
             Verbindlich ist, dass sie am Fuße der Burg angelegt wurde,   in dem alle Rats- und Rechtsgeschäfte erledigt wurden. Ein
             auf der rechten Seite der Göltzsch. Mauern und Gräben um-  Tuchmacherboden im ersten Stock wurde für die Tuchschau-
             gaben sie, unterbrochen von vier Toren.           en, aber auch für festliche Anlässe der Bürger genutzt. Es be-
                                                               saß einen Turm mit Glocke und war der Stolz der Bewohner.
             Der Marktplatz war Teil des östlichen Talhanges und nur von
             locker gereihten Häusern umgeben. An der unteren Nord-  Unterhalb und oberhalb des „Communhauses“ lagen zwei
             seite stand vermutlich das Rathaus. Hier war der Ort der   Gasthäuser mit insgesamt 4 Gastställen, die an Markttagen
             städtischen Verwaltung, der Sitz des ehrenamtlichen Bürger-  besonders frequentiert waren.
             meisters, der Ratsverwandten und des hauptamtlichen Schrei-  Vier Kram- und Viehmärkte, Wochenmärkte und der große
             bers. Wohlverwahrt lagen die Privilegien im Archiv; und der   Kornmarkt waren weithin bekannt. Für eben diesen Korn-
             Tuchmacherboden im ersten Stock gab Raum für Warenver-  markt wurde Getreide sogar aus den Niederlanden geliefert.
             käufe und Feste der Bürger. Oberhalb des Marktes und durch   Etwa in der Mitte des Marktes befand sich ein
             einige querstehende Häuser von diesem getrennt, vermuten   „steinerner Wasserkasten“, in seiner Nähe eine Poststunden-
             wir die erste Kirche am gleichen prädestinierten Platz wie   säule.
             die heutige St.-Laurentius-Kirche. Sie wird zusammen mit der
             Stadt entstanden sein. In ihrer Umgebung befanden sich die   Oberhalb des Marktes – durch eine kleine Häuserzeile ge-
             geistlichen Häuser und nach Nordosten hin bis etwa 1553 die   trennt – lag der Kirchplatz, umgeben von geistlichen Häusern
             Begräbnisstätte. Danach wurde diese vor die Mauer der Stadt   und der Stadtkirche in seiner Mitte. Immer wieder wurde sie
             in die Nähe der späteren Nicolaikirche verlegt    durch Feuer und Krieg vernichtet, immer wieder in erstaun-
                                                               lich kurzer Zeit auf gleicher Stelle errichtet. Zu den geistli-
             Für die frühe Zeit der Stadt werden noch zwei kleine Kapel-  chen Häusern gehörte eine Knaben-, später eine Mädchen-
             len überliefert. St. Niclas stand vor dem Zwickauer Tor und   schule.
             dürfte ein Vorgängerbau der erwähnten Nicolaikirche gewe-
             sen sein.  Eine zweite Kapelle war der Jungfrau Maria geweiht  Hoch über der Stadt stand die Burg, die nach mehrfacher
             und befand sich in der Nähe des Lamnitzer. Sie hat die Zeit   Zerstörung und Wiederaufbau ab 1757 Ruine blieb. Lediglich
             nicht überdauert, nur die „Marienstraße“ erinnert noch an   ein Burgstumpf überdauerte die Zeit. Ihr heutiges Aussehen
             sie. Zur Versorgung der Siechen und Kranken unterhielt die   erhielt sie in den Jahren 1910/11.
             Kirchgemeinde St. Laurentius ein bereits 1553 erwähntes Spi-
             tal außerhalb der Stadtmauern. Erst 1874 wurde das baufälli-  In gedrängter Enge standen die Häuser der Stadt. Fachwerk-
             ge Haus abgebrochen.                              und Ständerbauten waren mit Holzschindeln oder Stroh ge-
                                                               deckt, die so sehr leicht zum Raub der Flammen wurden.
             Auerbach hat über lange Zeit seinen ländlichen Charakter   Und jeder Brand veränderte auch das Bild der Stadt.
             behalten. Die Einwohner besaßen ihr „Bürgergut“ – Felder
             und Wiesen auf der linken Seite der Göltzsch. Hinter den   Zumeist waren die Häuser einstöckig mit hohem steilem
             Wohnhäusern befanden sich Gemüsegärten und Schuppen   Dach, um die Niederschläge abzuleiten und Bodenraum zu
             für Zugtiere und Gerät.                           gewinnen. Die große „Stube“ im Erdgeschoss – erst unterteilt
                                                               – war die Stätte gemeinschaftlichen Lebens und des gewerb-
                                                               lichen Betriebes. Eine weitere oder auch mehrere „Stuben“,
                                                               Schlaf- und Nebenräume nahm das obere Geschoss auf. Oft
                                                               lebten zwei Generationen mit den „Hausgenossen“ in die-
                                                               sem Gebäuden zusammen. Nach hinten schlossen sich ein
                                                               Hof mit Stallung, Schuppen, Gras- und Gemüsegarten an.
                                                                                             Text Stadtarchiv Auerbach


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