Page 85 - Die Göltzschtaler
P. 85
Falkenstein, Ellefeld, Auerbach, Rodewisch – Die Göltzschtalregion zeigt Stärke
Die Göltzschtaler 83
Aus dem Walther’schen Archiv, diesmal:
„Die Entwicklung und der Niedergang unserer Industrie“
Ein Zitat von dem hiesigen Pastor Thomas aus dem Jahre
Ihre Entwicklung begann bereits sehr früh. Das lag am Was- 1865 unterstreicht das auch aus dieser Zeit noch. „Und wäh-
serreichtum, der aus den heimischen Waldge-bieten kam. rend der unterste Ortstheil fast allein Sachsens einzig pri-
Unsere Bäche führten ihn talwärts. Von alters her spielte aus vilegierte Messingfabrik ausmacht, in welcher Peter Ficker
diesen Gründen das Wasser als Antriebskraft eine wesent- 1603 ein früheres Eisenhüttenwerk umgewandelt hatte, und
liche Rolle. Seine Strömkraft ließ in unserem Heimatgebiet deren Betrieb noch immer von so bedeutendem Umfang ist,
zahlreiche Wasser-Mühlen entstehen. Bereits im Jahre 1473 dass sie fast den vierten Theil der Bewohner beschäftigt und
wurde das frühmittelalterliche Eisenhammerwerk im Dorf nähret ….“
Urbach in einem Lehnbrief urkundlich erwähnt. Der herr- Der Betrieb der zahlreichen Mühlen erforderte bereits ein
schaftliche Burggraf v. Dohna hatte den Hammer der hiesigen gewisses Maß an Technik. Es wurde sogar die Bezeichnung
Eisenerzfunde wegen bereits vorher errichten lassen. Dessen „Mühlenzeitalter eingeführt! Weitaus größere Anforderungen
Söhne Hans und Stenko v. Dohna erbten ihn und belehnten stellte die Arbeit im Umgang mit Metallen im Messingwerk
Nikolaus Zueßler und dessen Söhne 1473 (Benennungsurkun- an seine Beschäftigten“
de) mit dem Poch- und dem Eisenhammer.
Mit diesem Hammerwerk hob sich das Dorf nun als „Nyder- Unser Heimatforscher E. Rannacher schrieb: „Im sonst so
Urbach“, das spätere Dorf Niederauerbach, bereits im Mit- ruhigen Tal der Göltzsch dröhnten lautstark die schweren
telalter hervor. Hier betrieb man mit Hilfe der Wasserström- Hämmer (Stößel) des alten Hammerwerkes.“
kraft die Erzpochhämmer. Die Grundlagen des Hammerwerkes und seiner zahlreichen
Mühlenräder erbrachte zwar die Strömkraft des Wassers
Im Jahre 1589 erwarb der kursächsische Floßmeister Peter unserer beiden Bäche. Doch die blieb nicht gleichstark. Im
Ficker das heruntergewirtschaftete Werk für 730 Gulden. Die Frühjahr schwollen die Bäche wegen der Schneeschmelze
Edlen v.d. Planitz belehnten in damit. Ficker war ein ein- stark an. Im Sommer hingegen herrschte oft Wassermangel.
flussreicher und weitblickender Mann. Er errichtete an der Mit Hilfe verstellbarer Blätter innerhalb der Wasserrädern war
Mulde bei Friedrichgrün sogar noch ein weiteres Hammer- man in der Lage, die Drehkraft auf das zur Verfügung stehen-
werk. Im Jahre 1603 wandelte er mit der Genehmigung des de Wasser einzustellen und zu regulieren. Eine weitere Wir-
Sächsischen Kurfürsten Christian II. den Niederauerbacher kung erzielte man mit dem Auftreffen des Wassers auf oder
Hammer in ein Messingwerk um. Der Folgekurfürst Johann in das Rad hinein. Man konnte es von oben (oberschläch-
Georg I. erteilte ihm schließlich das Privileg die einzige Pro- tig), in die Mitte (mittelschlächtig) oder von unten in das Rad
duktionstätte im gesamten Kurfürstentum zu sein. Damit leiten (unterschlächtig). Das ermöglichte eine bestmögliche
wurde es zu einem konkurrenzlosen Werk, das die alleinige Steuerung der zur Verfügung stehenden Kraft. Über Wellen,
Messingproduktion im riesigen Kurfürstentum erhalten hatte. Scheibenräder und Riemen führte man sie in die Mühle hin-
Das Kur-fürstentum umfasste damals das Gebiet von Sachsen, ein und an die Werkzeuge heran. (z.B. die Hämmer)
Thüringen und Sachsen-Anhalt. Seine Bedeutung und Größe
zeigte sich darin, dass hierin 14 Mühlenräder, z.T. Doppel- © Siegfried Walther, 2011
räder, die Antriebskräfte lieferten. Einige nutzten die beiden Alle weiteren Veröffentlichungsrechte verbleiben der Familie Walther!
Bäche direkt. Andere wurden über Grabensysteme oder
Mühlenteiche von der Uferstraße bis hinunter zur einstigen
Grüner Glashütte versorgt.
Anzeige