Page 78 - Rodewischer Stadbroschüre 2024
P. 78
Mein Rodewisch: Heimische Überlieferungen
76 Rodewischer Stadtbroschüre
Der Tischler damals und heute
©briese-foto
Der Berufsnamen deutet auf die Herstellung von Tischen Vor allem im Altertum, bis etwa in das Mittelalter, war das
hin. In anderen Gegenden sprach man von „Schreinern“. Tischlerhandwerk hoch geschätzt. Das wird man verstehen,
Diese Berufsbezeichnung bezieht sich auf die Herstellung wenn man Möbel aus jener Zeit genau in Augenschein nimmt.
von Schränken und Särgen (Totenschrein). Ihre einstige Kunstfertigkeit muss man bestaunen! Das da-
Ganz sicher ist diese Berufsgruppe aus der Zimmermanns- mals reichlich angebrachte Schnitzwerk aus Eichenholz ist
gilde hervorgegangen. Als Beweis hierfür soll gelten, was bewundernswert. Schränke und Stühle wurden zu wirklichen
ich in einer alten Zeitung fand. „Einst waren die Tischler die Kunstwerken. Vor allem betrifft das das Gestühl in Klöstern
engen Brüder der Zimmerleute. Ihre ersten gefertigten Ge- und Kirchen jener Zeit. Heute müsste man ihre Schöpfer in
genstände waren sicher Tische , Bänke und Schemel. Ihre die Gruppe der Kunsthandwerker einstufen.
Arbeit führte dazu, dass die Menschheit ihrem einst primiti- Bis etwa ins 18. Jahrhundert brachte man noch vereinzelt
ven Leben zunehmend entwachsen konnte. derartiges Schnitzwerk an Möbeln an. Der dann folgende ra-
Ursprünglich waren ihre Produkte einfache, „zusammenge- pide steigende Bedarf führte zu immer stärker werdender
zimmerte“, aber immer notwendiger werdende Gebrauchs- Vereinfachung. Gedrechselte Verzierungen ersetzten zu-
gegenstände. Die mit der Herstellung einhergehende nächst weiterhin noch eine Zeitlang das Schnitzwerk.
Verbesserung ihrer Werkzeuge ermöglichten verfeinerte Heute überziehen hauchdünne Furniere aus Edelhölzern
Arbeitstechniken. Ganz sicher ermöglichten aus Eisen ge- oder Folien, die mit spiegelndem Lack überzogen sind, die
fertigte Werkzeuge bessere Bearbeitungsmöglichkeiten. Möbel. Sie geben ihnen ihre besondere Note.
Das führte zwangsläufig auch zu verbesserten Arbeitser- Hervorzuheben ist noch das Bemalen der alten Bauern-
gebnissen bis hin zu unseren heutigen Möbeln. Dabei spielte schränke und der Aussteuertruhen. Das zeugt ebenfalls noch
die „Ziehklinge“ eine außerordentliche wichtige Rolle. Erst von einer hoch entwickelten Volkskunst. Jedoch hat diese
mit ihrer Hilfe konnten Holzoberflächen geglättet werden. Art der Veredlung nichts mit dem Tischlerhandwerk zu tun.
Später wurden sie zu den Klingen im Hobel.
Möbel prägten auf jeden Fall ganz wesentlich die Kultur der Der Mode und dem ungeheuer gestiegenen Bedarf Rechnung
Menschheit mit. Übrigens das Wort „Möbel“ ist ein Lehnwort tragend, wurden die Möbel immer weiter vereinfacht. Die
aus der französischen Sprache, das im 17. Jahrhundert über- seit dem Industriezeitalter in Möbelfabriken hergestellten
nommen wurde. Das französische Wort „moveo“ bedeutet Möbel beeinflussten den Geschmack und damit auch den Stil
„bewegen“. in unserer Sprache wurde es zu „Möbel“. Seiner auf besondere Weise. Der Beruf „Möbeltischler“ verlor seine
Bedeutung nach verstand man es als „bewegliche Habe“. Im einstige Bedeutung mehr und mehr. Wer leistet sich heute
Gegensatz dazu steht der Begriff „Immobilie“ als unbeweg- noch handwerklich gefertigte Möbel?
liche Habe. ( „Heimisches Handwerk“ von Siegfried Walther)
Anzeige
Innungsfachbetrieb — Tischlermeister
Tischlermeister Thomas Werner
Qualität ist mehr wert als sie kostet.
Fenster, Türen & Wintergärten,
Möbelbau, Holzbau, Innenausbau,
Balkonverglasungen, Denkmalschutz, Treppenelemente,
Renovierung & Reparaturen
Rützengrüner Straße 21 • 08228 Rodewisch • Telefon: 03744 40030
E-Mail: tischlermeisterwerner@web.de • www.tischlermeisterwerner.de