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„Meine Stadt: Wohnen, Arbeiten, Leben und Wohlfühlen
Stadtbroschüre Falkenstein/Vogtl. 57
Die Textilindustrie hat die Stadtgeschichte Falkensteins Eine Sonderausstellung im Heimatmuseum Falkenstein
wesentlich mit geprägt. Und so ist zum Beispiel ein alter beleuchtete im Herbst 2020 die 620-jährige Geschichte der
Webstuhl aus der Mitte des 19.Jahrhunderts — ein Jaquard- Freiherren-Familie von Trützschler. Mit seiner Ausstellung
webstuhl, eine Nacherfindung dreier Falkensteiner Weber- verfolgt der Heimatverein das Ziel, an ein ortsansässiges
meister — Bestandteil der Ausstellung der Heimeatmuseums. Adelsgeschlecht zu erinnern, welches maßgeblich die
Geschichte der Stadt geprägt hat. Die Sonderausstellung
An der Ausstellung zur Geschichte der Freiherren-Familie war sozusagen am Originalschauplatz: Bis zum Verkauf an
von Trützschler im Heimatmuseum Falkenstein beteiligte die Stadt 1926 gehörte das Falkensteiner Schloss den von
sich auch die Wilhelm-Adolph-von-Trützschler-Oberschule Trützschlers und in der obersten Etage befindet sich das
Falkenstein. Sie stellten Auszüge aus ihrem Geschichtspro- Heimatmuseum. Zu sehen waren eigene Exponate aus dem
jekt zur Verfügung. Aus dem Geschichtsprojekt lieferte Nachlass der Freiherren-Familie, Leihgaben, Ergebnisse
uns die Trützschler-Oberschule folgenden Text zu ihrem intensiver Recherchen und Zuarbeiten von Heimatforschern.
Namensgeber: »Wilhelm Adolph von Trützschler (1818 – 1849)
Als Alleinerbe des Falkensteiner Schlossherrn wuchs er gut
behütet auf. Von seinen Eltern wurde er zu Geradlinigkeit und
Toleranz erzogen. Er studierte und schloss sein Jurastudium
mit Auszeichnung ab.
Schon in jungen Jahren begeisterte sich Trützschler für die
Idee von einem einigen deutschen Vaterland. Obwohl er adeli-
ger Herkunft war, trat er für die Ideen der äußersten Linken ein.
1848 wurde er in die Frankfurter Nationalversammlung sowie
in den Sächsischen Landtag gewählt. Während der Revoluti-
on von 1848/49 wurde Trützschler von den badischen Revolu-
tionären in Mannheim als Zivilkommissar im Unterrheinkreis
eingesetzt.
Als er verraten und von einer preußischen Streife gefangen
genommen wurde, vertraute er darauf, dass er als Mitglied
der Deutschen Nationalversammlung unantastbar sei. Aber
ihm wurde der Prozess gemacht, u.a. wegen Majestätsbe-
leidigung, Aufruhr und Hochverrat. Die Richter verkündeten
das Todesurteil. Bereits wenige Stunden später wurde der
Falkensteiner Kämpfer für die Einheit Deutschlands hinge-
richtet.«